Die Mischung macht’s

Wenn ich über mich selber eines gelernt habe in den vielen Psychotherapie-Sitzungen, dann dass ich ein Naturtalent darin bin, meine dysfunktionalen Anteile immer schön funktional zu halten. Das heisst, wenn ein problematischer Teil von mir ausser Rand und Band gerät, dann schwups ist auch schon ein anderer Teil zur Stelle, der diesen dann im Zaum hält. Mit Erfolg. Meistens. So ist es zwar gekommen, dass während meiner Therapie immer wieder neue Symptome auftauchten, welche die alten Hasen ablösten und alles ein bisschen durcheinander wirbelten. Aber immerhin gibt es da scheinbar irgendwo in mir ein mich vor mir selber schützendes Ding, das versucht die Ruhe aufrecht zu erhalten, wenn ich – plump gesagt – zu spinnen beginne. Bei mir halten sich sozusagen verschiedene Symptome gegenseitig in Schach. Sie schieben sich quasi non-stop den Zuständigkeitsbereich über meine Emotionen, Gedanken und Verhaltensweisen hin und her, so dass ich zwar oft ein bisschen inkonsistent wirke aber immerhin funktioniere. Leider hat sich dadurch über die Zeit ein Gemisch aus Symptomen ergeben, die zwar einzeln betrachtet nur dysfunktional-light sind aber zusammen dann den Brei des Grauens ergeben. Ein Brei, der zwar verrührt und gewürzt werden kann aber schliesslich doch nur bleibt, was er ist: ein klebriges, durchgeknetetes Etwas, das praktisch immun gegen Kontrolle zu sein scheint, mich bei jedem Spiel bescheisst und gerne für absolute Verwirrung sorgt. So weit, so brei(t). Höhö. 

Und dann kam die heutige Sitzung. Freudscher Sessel, nervöses Ich, nervöses Über-Ich, eskalierendes Es, Raum-für-freie-Assoziationen-lassender Therapeut. Ich beginne über meinen Brei zu reden, möchte einordnen können, wirke wohl etwas ratlos, summe im Kopf die Titelmelodie von New Girl, um mich zu beruhigen, depersonalisiere leicht, weil die Beruhigung einfach nicht kommen will. Dafür kommt etwas anderes: Eine Erklärung. Für so viele meiner Brei-Zutaten. Was ich als Psychologiestudentin schon lange geahnt habe, wird mir bestätigt. Der Brei hat einen Namen. Verändern tut sich dadurch eigentlich nichts aber trotzdem fühle ich mich jetzt ein bisschen aufgeräumter, ein bisschen verstandener. Ein bisschen wie eine Amateur-Köchin, die zur Meisterin des Schwingbesens werden muss. 

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s