Eines muss ich schon sagen: Ich muss mich zuerst daran gewöhnen mit einem Psychoanalytiker zusammen in einem Therapie-Raum zu sitzen. Als Patientin. Die selber Psychologie studiert. Denn durch dieses Studium bin ich mit den Bestandteilen einer psychodynamischen Therapie einigermassen vertraut. Ob das für meine eigene Therapie förderlich oder hinderlich ist, sei mal dahin gestellt. Auf jeden Fall bekam ich in der letzten Sitzung von diesem Psychoanalytiker (nach einer fast nicht auszuhaltenden Phase der absoluten Stille) zu hören, dass sich meine Anspannung in der Therapiesituation immer wieder als Spaltung äussere und diese sich gerade merklich auf die Situation übertrage. Es sei für ihn so, wie wenn eine Scheibe zwischen uns im Raum stünde. Dann gähnte er und strich sich über die müden Augen.
Ehm, vielen Dank für diesen wahnsinnig hilfreichen Input *augenroll*, und jetzt? – dachte meine innere Anspannung.
Dies ist die Äusserung einer Gegenübertragung – meinte mein studierendes Ich.
Dass er das bemerkt, ist ganz klar ein Zeichen von echter Zuneigung – rief mein offensichtliches Bedürfnis.
Vielleicht ist es imfall eine Beleidigung – stellte mein Selbstwert verunsichert fest.
Nein, dies ist ein Versuch, dich aus der Reserve zu locken, pass auf! – ertönte es von meinem Urmisstrauen.
Vielleicht solltest du dir deinen Kommentar in den Arsch schieben! – fluchte meine Wut.
Hör sofort mit übertragen auf, sonst bricht er noch die Sitzung ab – befahl meine Angst allein zu sein.
Was über meine Lippen kam, war aber leider ein verzweifelter Versuch eines psychoanalytischen Gegenschlags. Sie sehen unglaublich müde aus, kann es sein, dass ich Sie langweile? Dann war es still. Schon wieder.