Oder auch: „Wow, du bist grösser geworden.
Und dicker.“
So läuft es halt in unserer Familie: Dein Aussehen wird mit Sicherheit nicht kommentarlos hingenommen. Es scheint von oberster Relevanz zu sein, dass sich dein Mittzwanziger-Körper scheinbar verändert hat, seit du das letzte Mal länger als zwei Minuten zu Besuch warst – mit jugendlich-schlanken 14 Jahren. Zum Glück ist meine (normalgewichtige!) Schwester emotional stabil genug, mit solchen Sprüchen klarzukommen. Während ich bei einem solchen Kommentar wahrscheinlich weinend auf dem Absatz kehrt gemacht hätte, blieb sie standhaft, liess sich nichts anmerken und setzte sich zum Essen hin. Hut ab! Zumindest kann man sich bei dieser erbarmungslosen Ehrlichkeit die Mühe sparen, seine gottverdammte Stirn-Pickel-Armee abzudecken. Kommentiert wird nämlich ohnehin jede Problemzone, auch wenn du sie noch gar nicht kanntest.
Und das natürlich am liebsten reihum. Ist dann nichts mehr zum Meckern am Tisch, wird halt über alles an Problemzonen an anderen Tischen ausgetauscht. Facepalm. Sind dazu über gegangen, bei Beginn solcher Gemeinschaften das eigene Refugium aufzusuchen – Fragen nach unserer Befindlichkeit werden mit „ich will mir das nicht anhören und auch nicht mitmachen“ beantwortet. Das zu lernen, war für uns ein K(r)ampf.
LikeGefällt 1 Person