Person „A“

Szenario: Seminar mit dem Thema „Need to Belong: Auswirkungen sozialer Ausgrenzung“, ca. 23 Studierende anwesend, Maskentragepflicht, Dienstag Vormittag, 4. Termin

Naive Annahme meines ultra-leicht verletzlichen inneren Kindes: In einem Seminar, in dem es um das Thema Ausgrenzung geht, wird man immerhin mit Sicherheit nicht ausgegrenzt. Das wäre ja schön doof, weil man ja gerade voll sensibilisiert ist für die Problematik. Also keine Panik, das Seminar wird toll!

Aufgabe 1: Bei Studien, in denen sozialer Ausschluss gemessen wird, werden oft Versuchspersonen ausgeschlossen oder abgelehnt. Ist es ethisch vertretbar, Menschen aktiv auszuschliessen, um mögliche negative Effekte nachzuweisen? Machen wir eine Diskussion im Plenum.

Diskussion im Plenum: Spannend und angeregt.

Ultra-leicht verletzliches inneres Kind: 🤓

Aufgabe 2: Diskutiert in den folgenden 10-15 Minuten in eurer Kleingruppe über soziale Ausgrenzung. Dazu wird jede Person einen Zettel ziehen mit einem Buchstaben und einer spezifischen Aufgabe drauf. Diese Aufgabe dürft ihr einander während der Diskussion nicht verraten, nur den Buchstaben dürfen alle sehen.

Szenario: Ich ziehe einen Zettel aus dem Couvert. „A“ steht drauf. Meine Aufgabe ist es, von einer eigenen Erfahrung zu erzählen.

Naive Annahme meines ultra-leicht verletzlichen inneren Kindes: Puh, das ist zum Glück eine einfach Aufgabe, good for me.

Diskussion in der Gruppe: Läuft.

Ohne mich.

Meine Inputs werden kommentarlos übergangen.

Die anderen verstehen sich prima.

Ich schaue hilflos zur Tür.

Ich wage ein weiteres Statement.

Die anderen reden weiter.

Über etwas anderes.

Niemand sieht mich an.

Mit jeder Sekunde verschwinde ich mehr hinter meinem Mundschutz.

Und sage nichts mehr.

Szenario: So, jetzt wollen wir eure Erfahrungen im Plenum sammeln und diskutieren. Dafür lösen wir jetzt noch eure individuellen Aufgaben auf. Person „A“ musste eigene Erfahrungen einbringen. Personen „B“ bis „E“ hatten alle dieselbe Aufgabe. Und zwar die Person „A“ zu ignorieren und jeglichen Augenkontakt zu unterlassen. An Person „A“: Wie hast du dich dabei gefühlt?

Person „A“ / Ich: Was soll ich dazu sagen….. Spannend war’s auf jeden Fall. Danke für die kreative Idee!

Ultra-leicht verletzliches inneres Kind: 🥺

4 Kommentare zu „Person „A“

    1. Also hat die große Gruppe da irgendwas draus gelernt? Und ist es nicht hirnrissig, in einem Seminar über Ausgrenzung erstmal Leute absichtlich auszugrenzen und das in der Gruppe nicht mal aufzufangen?

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      1. Sie haben mit mir leider auch ein hypersensibles Exemplar erwischt, was soziale Ablehnung angeht. Andere reagieren halt schon nicht so krass auf eine inszenierte Ausschluss-Situation wie z. B. ich. Ich denke die ganze Gruppe hat schon gelernt, dass bereits so eine ‚Kleinigkeit‘ meega unangenehm werden kann für jemanden. Dass ich innerlich fast weinen musste, ist vielleicht schon ein bisschen übertrieben…. Die Frage ist ja, ob man im Leben immer berücksichtigen kann, dass irgendjemand durch irgendetwas getriggert werden könnte…

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