Es hat sehr lange gedauert, bis meine Schwester und ich gelernt haben, dass wir uns eigentlich mögen. Das haben wir zwar früher (vermutlich) auch getan aber mehr auf eine unbewusste Art und Weise. Damals hat uns unsere Verschiedenheit daran gehindert, einander einfach anzunehmen, so wie wir eben sind. Und jetzt klappt’s irgendwie einfach. Und zwar nicht, indem wir gelernt haben, unsere Verschiedenheit zu akzeptieren, sondern indem wir erkannt haben, dass wir gar nicht so verschieden sind. Bei jedem Treffen sprechen wir über unsere Eigenarten und Macken, lachen darüber, dass wir beide in etwa die gleichen Sprünge in der Platte haben und helfen uns gegenseitig dabei, uns ein bisschen weniger anders zu fühlen. Wir haben die gleichen Emotions-Ausbrüche, wir spüren beide dieses Kribbeln, wenn wir vor Anspannung fast platzen, wir tendieren beide dazu, Dinge zu zerstören, wenn wir das Kribbeln abschalten wollen, wir kennen beide diese innere Leere und haben beide diesen Humor, um damit umzugehen. Wir können einerseits beide darüber schmunzeln, dass wir uns früher beleidigt und teilweise praktisch geprügelt haben. Und wir fühlen uns andererseits beide schuldig, wenn wir daran zurückdenken. Schade hat diese Entwicklung so viele Jahre gebraucht. Man könnte es wahrscheinlich Erwachsenwerden nennen aber irgendwie fühlt es sich nach mehr an. Und das ist gut so 👭