Je bois pas

Klingt irgendwie falsch. Vielleicht, weil es das auch ist. Genauer gesagt ist es das, was übrig bleibt, wenn nach jahrelangem Französischunterricht ein jahrelanges Studium folgt, in dem Französisch schlicht keinen Platz hat. Kein Trip nach Frankreich in den Semesterferien, all die Literatur vorwiegend in englischer Sprache, Vorlesungen, Kontakte, Fernseher und Radio praktisch ausschliesslich auf deutsch. In all den Jahren ergab sich der einzige Berührungspunkt mit der koketten Sprache, als ich spontan eine Freundin in die Westschweiz begleitete, um ihren Sprachaufenthalt vorzubereiten. Wir wurden prompt von ihrer zukünftigen Arbeitgeberin in ein Gespräch verwickelt. Meine Freundin schlug sich super, präsentierte ihre wunderbaren Französischkenntnisse und ich stand stolz daneben. Leider war ich nicht darauf vorbereitet, eine Antwort auf die Frage „Que voulez-vous boire?“ zu liefern – en français. Und als dann ein gestottertes „je bois pas“ aus meinem Mund kam, ich im Erdboden versinken wollte und meine Freundin stellvertretend für mich rot anlief, habe ich mir geschworen, mich offiziell von jeglichem Französisch zu distanzieren. Zu gross war die Schande darüber, dass mein ehemaliges B2-Niveau scheinbar vor die Hunde gegangen ist.

Und jetzt habe ich eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch als Psychologin. 🥳.

In einem zweisprachigen Städtchen in der Westschweiz. 🥲.

Aber zumindest in einer offiziell deutschsprachigen Klinik. Trotzdem werde ich die nächsten zwei Wochen alles daran setzen, mein Französisch aus seinem Winterschlaf zu erwecken. Es wird Zeit, mich der Schande zu stellen und meine Leidenschaft für Sprachen wieder aufleben zu lassen (ohne Witz, ich war echt mal Sprach-affin).

Ein Kommentar zu „Je bois pas

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