Füllmaterial

Heute Morgen habe ich mit einem Beitrag begonnen, den ich mit „Füllmaterial“ betitelte, weil ich mir darin eben solches herbei wünschte, um meine innere Leere zu füllen, die sich seit Wochen immer mehr in mir aufbaut. Dann habe ich abgebrochen, den restlichen Tag abgewartet und nun sitze ich wieder vor diesem Beitrag. Jetzt gerade ist es aber eine Mischung aus Schuldgefühlen, Angst und Selbsthass, die mich so richtig durchschüttelt. Als ob das Schicksal meine morgendlichen Blog-Zeilen gelesen hätte, wurde mir mein Füllmaterial geliefert. Aber ich muss ausholen… Meine Eltern verstehen nicht, dass ich eine schwere Essstörung habe. Sie verstanden es schon vor 15 Jahren nicht und auch nach all den klaren Anzeichen und klärenden Gesprächen ist es nie wirklich bei ihnen angekommen. Und jetzt habe ich die altbekannten Horror-Oster-Tage hinter mich gebracht. Ostern ist Essens-technisch für mich die schlimmste Zeit im ganzen Jahr. Schlimmer als Weihnachten. Man kommt einfach auf keine erdenkliche Art und Weise drum herum, mit Schokolade jeglicher Form und Farbe konfrontiert zu werden. Das beginnt immer schon Tage vor dem Osterwochenende und hält dann noch etwa zwei Wochen an, weil alle Leute viel zu viele Sachen gekauft haben. Aber dieses Mal habe ich es tatsächlich geschafft, einigermassen „im Mass“ zu bleiben. Es war eine absolute Tortur aber jetzt liegen diese Tage endlich hinter mir. Ich habe es sogar geschafft, heute im Laden einen zu Bruch gegangenen Schoko-Hasen zu retten und ihn für meinen Freund mit nach Hause zu nehmen. Das ist nicht selbstverständlich. Und dann komme ich nach Hause und praktisch gleichzeitig klingelt der Postbote mit einem riesigen Paket im Arm. Für mich. Von meinem Vater. Es ist circa 40 cm lang, 20 cm hoch und 20 cm breit (also echt sehr gross). Und es ist gefüllt mit Holzwolle, einer Karte mit Geld für ein Abendessen nach Wahl, vier bunt gefärbten Eiern, einem Aromat (der schweizerischen Wunder-Gewürzmischung, die alles einfach lecker macht, insbesondere gekochte Eier), drei gigantischen Schoko-Hasen und 1.098 kg kleinen, farbigen Schoko-Eiern (ja, ich hab’s gewogen). Und ich weiss jetzt nicht, ob ich weinen oder lachen soll, ob ich es heute noch schaffe, dort anzurufen und mich zu bedanken, wohin ich die Schokolade tun soll, ob ich es schaffe, der drohenden Fress-Attacke zu widerstehen und wie in aller Welt ich lernen soll, nicht so ein verdammt schlechter Mensch zu sein. Diese Geste sollte mich nämlich einfach nur glücklich machen und stattdessen werde ich von den übelsten Gefühlen überflutet und benehme mich wie ein undankbares Stück 💩. Zumindest kann ich den Titel so lassen, wie er war…

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