Malen nach Zahlen

Es erstaunt mich immer wieder, wie stark ich mein (Er)leben nach nichts-sagenden Zahlen ausrichte. Seien es Zahlen auf einer Uhr, die entscheiden, ob ich am Morgen noch nicht aufstehen muss oder ob es am Abend schon spät genug ist, um mich ohne schlechtes Gewissen ins Bett zu verziehen. Oder Zahlen zwischen eins und sechs, die darüber entscheiden, ob ich mit einer Leistung zufrieden bin oder nicht. Oder Zahlen auf einem kalten, digitalen Glas mit Fussabdrücken, die darüber entscheiden, ob ich mich hässlich oder schön fühle. Oder Zahlen auf der Smartphone-App, die mich wie ein liebloser Zwang zum Vollenden der 5’000 pro Tag hetzen. Oder Zahlen auf der vielgebrauchten Küchenwaage, die meine Essensmenge bestimmen. Oder Zahlen unter geposteten Bildern, die einer Art Selbstwertgefühl eine Maske aufsetzen. Mein ganzer Alltag scheint blind einer belanglosen Abfolge von Zahlen zu folgen. Und manchmal ist das ganz schön frustrierend. Deshalb möchte ich mit einem neuen Ego-Projekt anfangen:

„Malen nach Zahlen

Das Prinzip ist ganz einfach. Es ist ein Kampf gegen die Macht der Zahlen. Siege entstehen durch’s Ignorieren, durch’s flexible Nutzen, durch’s ausnahmsweise Auslassen. Niederlagen entstehen keine. Denn sonst wäre da wohl nur eine weitere grösser werdende Zahl in meinem Alltag, die mich runterzieht. Denn seien wir ehrlich: Der Kampf gegen diese numerische Übermacht dauert ziemlich lange und wird unvermeidlich von unzähligen Niederlagen begleitet.

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