Klartext 4: Ich versteh’s nicht

Vermutlich ist bei mir jetzt einfach das Fass übergelaufen. Aber ich kann mein Unverständnis und meine extreme Frustration über gewisse Personen einfach nicht mehr länger runterschlucken, denn sonst entwickle ich ein Magengeschwür. Darum folgt hier plump und ohne grosse Umschweife mein Frust. Falls du dich angesprochen fühlst, dann bist du wahrscheinlich auch gemeint.

1.) Die Geschichte vom ÖV und dem Essen
Ich finde es daneben, dass du das Gefühl hast, für dich gelte weder die Maskenpflicht noch der Sicherheitsabstand. An deiner unter’s Kinn gewursteten Maske erkenne ich, dass du offensichtlich kein ärztliches Attest hast, das dir die Maske ersparen würde. Wieso also trägst du sie nicht einfach? Wir sind nämlich in einem vollgestopften Zug! Ach, du isst dein Mittagessen? Um vier Uhr nachmittags. Inmitten von Pendlern? 30 Minuten lang. Ok. Ach, du hast auch noch Durst? Darum die ZWEI 5dl Büchsen Bier. Alles klar. Ach, den Tisch brauchst du für’s Essen? Darum kommst du mir so nahe, geht klar. Ach, dir stösst’s auch noch auf? Super, lass dein Gerülpse das Abteil verpesten, so ist’s gut. Es kackt mich so dermassen an, dass ich regelmässig das Abteil wechseln muss, nur um solchen ich-nehme-eine-globale-Pandemie-nicht-ernst-denn-ich-bin-hier-Königen ausweichen zu müssen. Mit den Leuten sachlich darüber zu sprechen hat keinen Sinn, es sei denn, man wird gerne angemotzt und beleidigt. Es ist mir einfach ein Rätsel, weshalb plötzlich soooo viele Leute im Zug, im Tram, im Bus, an der Bushaltestelle oder direkt vor dem Eingang des Einkaufsgeschäfts essen müssen. Noch nie zuvor bin ich im ÖV dermassen vielen essenden Menschen begegnet. Und ich pendle schon seit dreizehn Jahren. Das macht mich unglaublich wütend! Es macht mich zwar nicht ganz so wütend wie Gruppen von hunderten oder tausenden demonstrierenden Corona-Leugnern ohne geringste Corona-Massnahmen, scheinbar ohne Hirn, offensichtlich ohne Solidarität. Aber es macht mich zumindest solide wütend. Und jedes Mal denke ich mir: „Sandra, beruhige dich, wegen dieser einen Person schiessen die Ansteckungen schon nicht gleich in die Höhe. Wegen dieser Person passiert jetzt nichts Tragisches. Bleib einfach ruhig und mach’s selber besser.“ Aber wenn sich diese Einzelfälle häufen, wird’s einfach echt schwierig für mich, die Ruhe zu behalten. Begreifen die nicht, dass das ganze kein Witz ist? Merken die nicht, dass sie mit ihrem Verhalten andere Personen gefährden? Können die sich nicht überlegen, dass die Pandemie und alle strengen Massnahmen nur umso länger dauern, wenn sie sich nicht daran halten? WTF?

2.) Was, wenn dein Hausarzt Corona-Leugner ist?
Ich finde es ein absolutes No-Go, dass du als ARZT (!) in deiner Hausarztpraxis keine Maske trägst, weil du „nicht daran glaubst“. Wenigstens dürfen jetzt deine Patient:innen ihre Masken anbehalten, was eine Zeit lang auch nicht ok war für dich, da du jeder eintretenden Person sofort sagtest, sie könne die Maske hier ausziehen, denn „man glaube hier nicht daran“. Es ist für dich, in deinem privaten Leben deine Sache, wenn du nicht an Corona glaubst. Aber als Arzt hast du politisch und ideologisch neutral zu sein und dich an Wissenschaft und Gesetze zu halten. Sonst, verdammt nochmal, gib deine Zulassung ab! (Anmerkung: Er wurde schon mehrfach gemeldet und „gerügt“.)

3.) Telefonieren: 1 – Menschenverstand: 0
Es ist möglich, mit Maske zu telefonieren. Punkt. Aus. Ende. Und nein, es nützt nichts, wenn du die Maske einseitig abnimmst und sie als seitliches Schutzschild aufspannst, um auf der freien Seite lautstark ins Telefon zu sprechen. Und während dem Telefonieren an deiner Nase und deinem Mund rumzukratzen und mit deinen kontaminierten Pfoten den ganzen Bus anzufassen, ist auch nicht besonders schlau.

4.1) Einkaufen…
…ist ok, denn das Abstandhalten ist möglich. Zumindest in der Theorie, in der Praxis gilt schlicht „möge die Stärkste gewinnen“. Denn die Einkaufszentren sind clevere Genossen: Anstatt vor dem Lebensmittelladen eine Zähl-Ampel hinzustellen, steht diese am Eingang des Gebäudes. So ist es möglich, dass die erlaubte Anzahl an Personen des gesamten Einkaufszentrums sich im kleinen Lebensmittelgeschäft im UG befinden. Genius!

4.2) Einkaufen als Grossfamilie…
…ist manchmal unvermeidbar, das sehe ich ein. Aber es ist schon noch erstaunlich, wie viele Grossfamilien momentan gemeinsam einkaufen gehen, wie wenn es das ultimative Familien-Erlebnis wäre. Und für eine sechsköpfige Familie scheint es scheinbar nicht zu gelten, wenn die Anzeige am Eingang rot wird, ganz nach dem Motto „wenn jemand drin ist, sind alle drin“.

5.) Und zum Schluss noch an all die Nasen da draussen:
Die Maske nützt absolut nichts mehr, wenn du sie unter der Nase trägst. Und ja, ich glaube dir auf’s Wort, dass du nicht durch deine Nase atmest, ach hochwohlgeborener Näsiger.

Es geht mir jetzt tatsächlich ein bisschen besser. Danke.

I’m out.

Ein Kommentar zu „Klartext 4: Ich versteh’s nicht

  1. Zu 1: Also es ist schon etwas her, dass wir ÖV genutzt haben, aber war das Essen und Trinken darin nicht eh schon seit Anno-Ewig verboten?

    Zu 2: Sehen wir auch so. Unser HA hat schon vor der Pandemie keine Hände geschüttelt und sich immer die Hände desinfiziert. Beim in den Mund schauen hat er Abstand gehalten und dafür vor einem „Rumgehampelt“, um einmal bis in den Rachen zu sehen. Es gibt sie noch, die Verantwortungsvollen.

    Zu 4: Das kann ich – Fluse – noch verstehen, dass Großfamilien zusammen einkaufen gehen müssen. Ist ja vielfach keiner da, der auf die kleinen Kinder aufpassen kann. Die alte Generation ist wahrscheinlich froh, wenn sie sich noch selbst bewegen kann. Je nach Alter der Kinder kann man es vielleicht noch so organisieren, dass ein Elternteil mit den Kleinen zu hause bleibt und die Jugendlichen beim Einkaufen helfen. Bei nur kleinen Kindern, ist wahrscheinlich sonst sowohl der Elternteil alleine zu hause, als auch der im Markt überfordert.

    Also wir müssen auch mit unserem Mann zusammen einkaufen – alleine würden wir es nicht schaffen und ihn alleine schicken wollen wir nach einem langen Arbeitstag auch nicht. Aber wir nehmen jeder einen Wagen und arbeiten die Einkaufsliste zusammen ab. So gehen wir nicht verloren. Trotzdem sind wir danach oft durch mit unseren Kraftreserven.

    Zu 5: So langsam sollten die Leute begriffen haben, dass unter der Nase die Maske nichts bringt.

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