Household-Wars

Tausendundeins.

Das ist zwar nur eine grobe Schätzung aber zumindest waren es gefühlt so viele Raclette-Spachtel, die im Verlauf der letzten Woche aus dem Nichts erschienen sind. Erklärung: Meine Schwester, mein Freund und ich haben jemandem beim Umzug geholfen. Und klar, es ist ist total normal, dass sich in 15 Jahren in einer 4-Zimmer-Wohnung so einiges an unnötigem Mist ansammelt. Aber trotzdem habe ich so ab dem 57sten Raclette-Spachtel bei jedem weiteren einen kleinen Stich im Herzen gespürt. Und so ab dem 598sten wurden aus diesen Stichen regelrechte Panikattacken. Wir träumen nun alle von kriegswütigen Raclette-Spachtel-Armeen, die uns heimsuchen, um Rache zu üben. Rache, weil wir 95% ihrer Besatzung in den Müll geworfen haben. Aber so ist das Leben: Für eine einzelne Person reicht ein Set von 12 Spachteln. Abgesehen davon würde für eine einzelne Person auch 1 Raclette-Ofen, 1 Fondue-Chinoise-Pfanne, 1 Dampfkochtopf, 1 Elektrogrill, 1 Kaffeemaschine und 1 Bett reichen. Trotzdem mussten wir bei jedem davon eine Entscheidung zwischen 2-3 Exemplaren treffen. 50% der Möbel fanden im neuen Heim keinen Platz. 80% der Nahrungsmittel wiesen ein Ablaufdatum vor 2014 auf. Und 150% meiner Emotionen, die in den letzten Tagen in mir aufgestiegen sind, kann ich nur mit sehr viel Mühe ertragen. Denn es ist nicht nur irgendeine Person, die hier offensichtlich eher professionelle Hilfe als die von uns dreien benötigt. Es ist eine Person, die mir extrem wichtig ist. Deshalb brach es (und bricht es) mir das Herz zu sehen, wie gross die Überforderung, die Scham- und Schuldgefühle dieser Person sind. Und weil ich die Angewohnheit zur (Co-)Regulation der Gefühle anderer Personen habe, lösten die letzten Tage in mir einen emotionalen Supergau aus. Und noch einen. Und noch einen. Aber weil ich auch die Angewohnheit habe, dieser wichtigen Person gegenüber auf keinen Fall meine Gefühle zu zeigen, weinte ich eben zwischendurch während meinen Toilettenpausen. Und jetzt geht es wahrscheinlich noch einige Tage so weiter: Alte Wohnung ausmisten, Säcke voller Müll und eigentlich noch brauchbarer Gegenstände entsorgen, putzen, zwischendurch weinen, dem Drang die Wohnung zu demolieren widerstehen und hoffen, dass es in der neuen Wohnung besser läuft.

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